Schellackpolitur

Anleitung einer Schellackpolitur


Warum Schellack?

Alternativer Text

Die Schellackpolitur gehört mit zu den schönsten Oberflächenbehandlungen.

Im Gegensatz zu den synthetischen Lacken, kommt die Holzstruktur besonders schön zur Geltung. Da der Lack nicht so dick aufgetragen wird, kann man bei Musikinstrumenten zudem davon ausgehen, das das Schwingungsverhalten nicht so stark beeinflusst wird.

Nach meiner Erfahrung klingt eine Schellack polierte Gitarre "offener" als ein Instrument, welches mit modernen Lacken versehen ist.

Der Nachteil von Schellack ist seine Empfindlichkeit; direktes Sonnenlicht, aggressive Reinigungsmittel und Alkohol verträgt die Politur nicht.

Wenn Du die Arbeitsweise des Polierens beherrschst, ist die Polierdauer überschaubar. Mit entscheidend sind vor allem die Trocknungszeiten zwischen den Schritten.

Wichtig: Die Kunst der Schellackpolitur beruht auf Erfahrung. Erst an einem Stück Holz üben!

Was ist Schellack?

Schellack basiert auf einem natürlichen Harz, erzeugt von der Schellacklaus. In Form von Platten, genannt Blätterschellack, kannst Du ihn im Handel erwerben.

Zur Verwendung werden die Schellackplatten in reinem Alkohol aufgelöst und mit einem Polierballen in mehreren Schichten aufgetragen

Materialien

Du benötigst :

  • Schellackplatten, rein, entwachst
  • Spiritus oder Bioethanol, mindestens 96 %, entwässert
  • Glasbehälter für die Schellacklösung.
  • Polierballen, bestehend aus reiner Wolle eingepackt in Leinen, oder Baumwolle flusenfrei
  • Glasbehälter für die Polierballen
  • Polieröl, dünnfluessige Öle, wie Leinöl oder Mohnöl
  • feines Bimsmehl zum füllen der Poren
  • Abziehpolitur

Mein Mischungsverhältniss für die Schellacklösung: In eine leere Bierflasche, mit "Plopp Verschluss" gebe ich ca. 2 cm (handvoll) der Schellackplatten, kleingerieben.
Dann fülle ich die Flasche bis zum Rand mit Spiritus. Über Nacht sollte sich der Schellack zum nächsten Tag aufgelöst haben. Die Flasche bitte sicher aufbewahren!

Die Vorbehandlung

Je sauberer die Oberfläche eines Instruments vorbereitet ist, umso schöner wird die Politur.

Du brauchst:

  • Ziehklinge
  • Schleifpapier 120 - 500 Körnung
  • Knochenleim zum Grundieren

Nach dem Abziehen mit der Ziehklinge und Schleifpapier wird das Instrument mit einem feuchten Lappen (Wasser) leicht eingerieben. Dadurch stellen sich die Holzfasern hoch, die - nach dem Trocknen! - abgeschliffen werden. Die Oberfläche ist jetzt "glatter". "Quer ins Licht gehalten" kannst Du gut erkennen, ob noch Schleifspuren vorhanden sind. Diese solltest Du dann mit feinem Schleifpapier entfernen.

Im Anschluss benutzte ich jetzt eine Vorgehensweise der "alten Meister". Das ganze Instrument bestreiche ich mit verdünntem, warmen Knochenleim. Das festigt die Holstrucktur und ich erzielen nach erneutem Zwischenschliff eine noch feiner Oberfläche.

Zudem dringt der Schellack nicht mehr so stark in das Holz ein. Dadurch komme ich beim Polieren schneller zum Ziel.

Ich empfehle den Saitenhalter erst nach dem Polieren aufzuleimen. (Leimfläche abkleben)

Das Anfeuern

Dünnflüssiges Öl, wie Leinöl oder auch Mohnöl - meine Empfehlung - wird mit einem Tuch, am besten oft gewaschen und aus glatter Baumwolle, auf die Gitarre aufgetragen. Dabei das Öl tropfenweise auf den Lappen geben und nicht direkt auf die Gitarre (Flecken). Das Tuch ziehe ich in länglichen Bahnen über das Holz.

Du wirst sehen, die Holzstruktur wird hervorgehoben und die Farben kommen schön zur Geltung. Eventuelle, jetzt erst sichtbare Schleifspuren solltest Du vorsichtig schleifen und danach die erblassten Stellen erneut ölen. Sobald sich im Schleifpapier Schleifreste "Holzkrümel" etc. absetzten, wechsle das Papier! Sonst gibt's neue Schleifspuren.... Alternativ kannst Du auch auch Schleifflies verwenden.

Der Polierballen

Zum Polieren benötigtst Du einen Polierballen.

Ich selbst empfehle eher kleine Ballen, da ich damit besser in die Ecken polieren kann. Die Polierballen bestehen außen aus Leinen oder Baumwolle und innen aus Wolle. (z.B. alte Wollsocken).

Die Ballen solltest Du nach Gebrauch immer luftdicht in einem Gefäß verschließen, z.B in einem Einmachglas mit Gummiverschluss. Du wirst feststellen, dass Leinen musst Du immer wieder wechseln, da es irgendwann verklebt ist. Den Ballen selbst immer im Glas aufbewahren, damit er leicht feucht bleibt vom Alkohol. So kann er immer wieder benutzt werden.

Die Grundierung

Nach einigen Schritten der Vorbereitung geht's jetzt richtig los...

Die Grundierung ist im Grunde mit einem Voranstrich zu vergleichen. Aber ich benutzen keinen Pinsel sondern trage den dünnflüssigen Schellack mit dem Polierballen auf.

Der Polierballen wird mit Schellack gefüllt und dieser wird mehrmals gleichmäßig in geraden Bahnen, längs, quer und diagonal aufgetragen. Somit wird eine erste Oberfläche geschaffen.

Diesen Arbeitsschritt kannst Du so lange durchführen, bis Du bemerkst, dass der Ballen anfängt zu kleben. Dann solltest Du aufhören und den Arbeitsgang nach ca. 24 Stunden wiederholen.

Nach meiner Erfahrung sind zwei bis drei Aufträge im Abstand von ca. 24 Stunden optimal. Entscheidend sind die Trockenzeiten zwischen diesen Arbeitsvorgängen. Zwischen den Arbeitsschritten schleife ich mit feinem Schleiffflies.

Die Poren füllen

Doch noch Zwischenschritt.... Bei allen offenporigen Hölzern, wie Eiche, Esche, oder Palisander sollten die Poren mit Bimsmehl gefüllt werden.

Halsholz aus Mahagoni oder Ahorn und Deckenholz aus Fichte bzw. Zeder, bedarf keiner Porenfüllung.

Dazu verwende ich feines Bimsmehl, das zum Füllen der Poren in geringen Mengen auf der Oberfläche verteilt wird. Dann wird der Ballen gefüllt mit Schellack kreisförmig und nicht mehr in Bahnen über die Oberfläche geführt.

Das weiße Bimsmehl wir durch die Verbindung mit dem Schellack transparent.

Somit wird ein Mix aus Politur und Bimsmehl in die Poren eingerieben.

Diesen Arbeitsvorgang mit ein wenig "Kraft" ausüben. Ziel ist es, dass sich das Bimsmehl in den Poren absetzt. Diesen Arbeitsvorgang führe ich erst nach der Grundierung durch. Ich verwende gröberes Leinen.

Nach dem Aushärten wird wieder geschliffen. Eine dichte Oberfläche sollte zu sehen sein.

Aber Vorsicht: Wenn zuviel Bimsmehl benutzt wird, können "Bimsnester" entstehen. Diese dann sofort, am besten mit einer scharfen Ziehklinge entfernen.

Das Grundpolieren

Die Kunst einer gelungenen Politur besteht jetzt darin, daß richtige Mischungsverhältniss von Schellack und Öl zu finden.

Nimm lieber von Allem wenig und erwarte nicht sofort ein Ergebnis, es dauert seine Zeit.

Der Polierballen wird mit wenig Schellack gefüllt. Der Ballen darf nicht zu nass sein. (an einem separaten Brett ausdrücken).

Danach wird mit den Fingern einige Tropfen Öl auf den Ballen verteilt. Jetzt kannst Du den Ballen kreisförmig über die Oberfläche führen. Bleib mit dem Ballen nicht "stehen" da sonst an dieser Stelle der Alkohol die aufgetragenen Schichten anlöst.

Du machst alles richtig, wenn hinter dem Ballen eine "Wolke" zu sehen ist, die relativ schnell verfliegt. Das ist der Alkohol. Der Schellack selbst bleibt auf der Oberfläche.

Wird die Wolkenbildung weniger, solltest Du neuen Schellack hinzugegeben. Zum besseren Gleiten des Ballens und zum Aufbau der Schichten immer wieder ein bis zwei Tropfen Öl auf den Ballen (Fingerspitze) hinzugeben.

Langsam sollten sich weitere Flächen aufbauen und anfangen zu glänzen. Zum Ende hin den Ballen trocken polieren (keine Politur mehr hinzugeben) und 24 Stunden trocknen lassen. Ein leichter Ölfilm ist zu sehen. (Dazu später, unter Auspolieren, Klären).

Bei einer Gitarre führe ich die Arbeitsschritte so durch:

  • Die Gitarre am Hals mit einem sauberen Tuch festhalten. Die Decke ist "oben"
  • Zuerst die Decke und die Kopfplattenoberseite ca. 10 Minuten polieren.
  • Dann das Instrument auf die Seite im Uhrzeigersinn drehen und die erste Zarge ca. 10 Minuten lang polieren.
  • drehen und Boden und Kopfplattenrückseite ca. 10 Minuten polieren.
  • drehen und die letzte Zarge ca. 10 Minuten polieren.
  • am Schluss den Hals polieren.
  • Das Griffbrett wird nicht poliert.
  • Polierleinen immer wieder wechseln.

Das Prozedere einmal am Tag durchführen.

Nach drei bis fünf Tagen bin ich fertig. Vor Beginn immer wieder mit Schleiffflies schleifen.

Jetzt sollte eine schöne und glänzende Oberfläche zu sehen sein! Wenn Du zufrieden bist, kannst Du den nächsten Schritt auslassen. Sind allerdings noch Ölrueckstände zu sehen, empfehle ich den nächsten Arbeitsgang, das Auspolieren.

In den Ecken, am Übergang Hals - Korpus und neben dem Griffbrett wirst Du sehen, dass dort nicht genug Politur "sitzt". Denn da ist es schwierig zu polieren. Diese Stellen bestreichen ich mit ein wenig Öl und polieren mit einem sehr kleinen Ballen, oder gefalteten Leinen. Aber nicht zu oft über die gleiche Stelle gehen. Gib der Politur Zeit zum Antrocknen.

Das Auspolieren

Der Arbeitsschritt des Auspolierens ist ähnlich dem des Grundpolierens.

Auch wenn beim Grundpolieren schon eine schöne Oberfläche zu sehen ist; erst beim Auspolieren entsteht ein klarer Glanz!

Auf den Ballen ein neues glattes Leinen- Baumwolltuch (glatte Oberfläche) geben.
Den Schellack mit reinem Spiritus weiter verdünnen und jetzt immer nur so wenig Öl wie möglich hinzu geben.

Beim Polieren sollte weiterhin eine lange "Wolke" zu sehen sein, die dann im Verlauf schwächer wird. Immer wieder den Schellack mit Spiritus verdünnen. Zum Ende hin nur noch Alkohol und ein wenig Öl zugeben und den Ballen möglichst trocken auspolieren. Dabei nur  noch in Bahnen polieren.

Die Oberfläche sollte jetzt klar und in einem schönen Glanz zu sehen sein!

Das Klären

Und doch: Schräg in das Licht gehalten siehst Du evtl. immer noch einen leichten Ölschlier, den kann man mit einer Abziehpolitur entfernen.
Sehr gut funktioniert die "Benzoe" Abziehpolitur, Finishing Spirit der Firma Borma.
Wichtig dabei: Die Politur sollte mindestens zwei Wochen durchgetrocknet sein.

Einen neuen Polierballen, aufbewahrt in einem extra Gefäss, anwenden.
Ein wenig Abziehpolitur aufgeben, so dass sich der Ballen fast trocken anfühlt.
Dann mit schnellen Bewgungen die Fläche abziehen. Nicht stehenbleiben!

 

Trocknen

Jetzt hast Du es geschafft!

Auch wenn der Lack sich trocken anfühlt, ist er noch nicht durchgehärtet. Ich empfehle Dir, erst nach ein bis zwei Wochen den Saitenhalter aufzuleimen, die Mechaniken anzuschrauben und die Saiten aufzuziehen.

Durch den Trocknungsprozess wird sich auch der Klang im Laufe der Zeit verbessern!

Einige Bilder findest Du weiter unten.

Viel Erfolg!